Wochen 9 bis 11 / 20.Mai bis 9.Juni 2019

Am Samstagabend 18.Mai sind wir bei unseren Freunden Monique und Nicolas und damit auch in der Arche-Gemeinschaft „Le Caillou-Blanc“ angekommen, in Clohars-Fouesnant in der südlichen Bretagne. Und am Pfingstsonntag 9.Juni ging die Reise dann wieder weiter, an die nördliche Küste der Bretagne. Dazwischen drei sehr intensive Wochen voller Begegnungen.

Unser insgesamt fünfmonatiger Einsatz vor 28 Jahren in dieser Gemeinschaft hatte uns nachhaltig geprägt. Der unvoreingenommene Empfang, die Bereitschaft sich Tag für Tag überraschen zu lassen, der damalige Pioniergeist und das tägliche Improvisieren hinterliessen bei uns bleibende Eindrücke. Diese gelebte Grosszügigkeit und Nonchalance empfanden wir als „typisch französisch“, das kompromisslose soziale Engagement und die pragmatische Tatkraft als „typisch Arche“. Erfahrungen, die uns beflügelten. So nimmt uns natürlich Wunder, was hier in den 28 Jahren gegangen ist: Wie hat sich diese Gemeinschaft entwickelt? Was unterscheidet sie heute noch von „gewöhnlichen“ sozialen Institutionen? Welche Herausforderungen stellen sich … und wie gehen die Menschen damit um?

Zunächst die freudigen Begegnungen: Wieder-Erkennen, Herzlichkeit und gemeinsame Freude über die Erinnerungen von damals. Einige der „alten“ Bewohnerinnen und Bewohner haben mit uns gealtert, andere sind zwischenzeitlich verstorben oder weggezogen; deren Eigenheiten und Originalität bleibt in Erinnerung.  Dann die herzlichen Begegnungen und spannenden Gespräche mit den Pionieren von damals: Ja, die Gemeinschaft hat in dieser Zeit einen grossen Sprung gemacht, hat sich hinsichtlich Gebäuden, Werkstätten und Personal mehr als verdoppelt, hat staatliche Anerkennung erlangt, hat staatliche Finanzierung und ebensolche Normen übernommen und sich professionalisiert. 

Renata engagiert sich in diesen drei Wochen an der Seite von Monique im Foyer „Ty Levenez“: Haushalten, Kochen, Putzen, Spiele und Gespräche mit zu betreuuenden BewohnerInnen. Ich, Christoph, helfe wiederum in der Schreinerei mit und treffe auch da auf „alte Bekannte“. Zusammen mit Serge und Jimmy gilt es, beim renovierten Foyer St.Joseph eine Holzverkleidung (Balkon-Untersicht) zu montieren. Zusammen mit Xavier und Pascal entstehen neue Bühnen-Sockel: bohren, schleifen, lasieren, lackieren.

Beim Malen der Bühnensockel („les supports de la scène“) tauchen spontane Überlegungen auf: Welches sind wohl die Sockel bzw. Fundamente der hiesigen Gemeinschaft? Vor 28 Jahren war die Communauté gerade mal 8 Jahre alt; noch voll und ganz in der Pionierphase. Ein nachhaltiger Eindruck für uns war damals die „bedingungslose Offenheit für alle und alles was da kommen mag“. Aus der religiös geprägten Grundhaltung heraus wurde willkommen geheissen, wer immer unter der Tür stand; man ging von der Annahme aus, dass eine höhere Macht diesen Menschen geschickt habe und er somit am richtigen Ort angekommen sei. Diese Haltung des „acceuil“ entwickelte eine unglaubliche Kraft – von der letztlich auch wir profitierten und uns anstecken liessen. Und heute? Die Begrüssungsrituale, die gegenseitige Aufmerksamkeit, das Interesse aneinander und das lockere Miteinander fallen auch heute noch auf und schaffen ein angenehm warmes Betriebsklima.

Und wie steht es heute um die spirituelle Basis bzw. die erwähnte Grundhaltung der „bedingungslosen Offenheit“? Aus einzelnen Schilderungen muss ich entnehmen, dass sowohl auf Klienten- als auch auf Personalebene die heute gängigen Kriterienlisten und Selektionsprozesse angewendet werden. Inwiefern lässt ein funktionsbezogener und rational gesteuerter Auswahl-Prozess noch „Überraschungen“ und ungeahnte Entdeckungen zu? Wo kann das „bedingungslose JA“ zum gegenüberstehenden Menschen heute seine Kraft entfalten?

Die Formen, sich der gemeinsamen spirituellen Basis zu vergewissern, scheinen sich mit dem Generationenwechsel in der Gemeinschaft auch zu verändern. Ökumenische und interreligiöse Offenheit ist zur Selbstverständlichkeit geworden, gut so. Gebetszeiten und Gottesdienste sprechen offensichtlich nicht mehr alle an; sehr beachtenswert, dass die Gemeinschaft diese Formen nicht zur moralischen Keule erklärt und damit dem Prinzip der Freiwilligkeit treu bleibt. Anderseits wird es damit immer schwieriger, eine gemeinsame Haltung zu pflegen, besonders wenn auf viele kurzzeitige, freiwillige und nicht-professionelle Mitarbeitende gesetzt wird. Die Reflexion des eigenen Handelns bleibt eine ständige Herausforderung und Kern der Assistenten-Begleitung.  Spontane Offenheit, Kreativität, gemeinsames Feiern und die Freude am lockeren Miteinander scheint auch der jüngeren Generation zu entsprechen. Wie kann darin eine minimale Verbindlichkeit vereinbart und gelebt werden? Und wie kann das gemeinsame Ziel („das Willkommen-heissen und das gleichwertige Miteinander mit Menschen mit Behinderung“) wachsam im Bewusstsein gehalten und kontinuierlich verfolgt werden? Wie kann Mitverantwortung aktiv und gleichwertig gelebt werden? Gibt es – über das gemeinsame Feiern hinaus – neue und verbindende Rituale?

Bertrand, der eigentliche Gründer der Gemeinschaft, ist mittlerweile pensioniert. Seine Pionierkraft setzt er heute für Hilfsprojekte in Albanien ein: gerade ist er wieder mit einer Equipe aus dem Caillou-Blanc und Studierenden eines Studienganges für „Humanität, Solidarität und internationale Entwicklungszusammenarbeit“ zu Arbeitseinsätzen nach Albanien gereist. Beim Vorbereiten der Material- und Werkzeug-Transporte durfte ich einige dieser Jugendlichen kennenlernen. Sie absolvieren den in Frankreich und Europa einzigartigen Studiengang am https://www.iffeurope.org/ in Angers.

„Nos programmes de formation humanitaire, solidarité internationale et orientation sont conçus pour répondre aux aspirations de jeunes étudiants désireux de relever les enjeux du monde actuel. Notre raison d’être : révéler les talents de chacun d’entre eux pour qu’ils les modèlent, les transforment et les mettent au service de notre société. Plus qu’une acquisition de savoir-faire, nous proposons des programmes de formation à dimension pleinement humaine, qui visent à l’émergence de la vocation spécifique de chacun, pour qu’il devienne responsable de sa propre vie et solidaire de celle des autres.“ (Aus <https://www.iffeurope.org/ecole-humanitaire-orientation/projet-pedagogique/>).

Hoffnungsvolle Ansätze für eine solidarischere Welt!

Die drei Wochen im Caillou-Blanc sind gespickt mit vielen Gesprächen, Begegnungen, Erlebnissen. Eine besondere Überraschung war für uns der Besuch unserer Freunde Rita und Bernhard aus München. Sie verbrachten Ihre Ferien zufällig etwa 50km weiter südlich an der Küste; Grund genug, uns zu einem gemeinsamen Strand-Spaziergang und Abendessen zu treffen. Ein weiteres Highlight war der Ausflug mit Pierre, einem inzwischen pensionierten Bewohner der Gemeinschaft, zur Île de Sein am westlichsten Zipfel Europas.

Eine ganz besondere Chance bot sich uns in der dritten Woche unseres Aufenthalts: Marthe, die Tochter von Nicolas und Monique, war mit ihrer Theatertruppe „compagnie passages“ für eine Probewoche Zuhause. Über Pfingsten dann drei sehr frische und spritzige Freiluft-Aufführungen von Eugène Ionescos absurdem Theaterstück „le roi se meurt“. Eindrücklich, was diese jungen Theater-Profis an Kreativität, Idealismus und Engagement entwickelten – und schön, dass wir diese quirlige und lustvolle Zusammenarbeit miterleben durften.

Ein ganz herzliches MERCI geht an unsere Freunde Monique und Nicolas für Ihre Gastfreundschaft, für die schönen Momente gemeinsamen Arbeitens und gemeinsamer Gespräche. Auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen, … das nächste Mal in der Schweiz?!.

Woche 8 / 13.-19.Mai 2019

Das vergangene Wochenende stand ganz im Zeichen des Mittelalterfestes in Montreuil-Bellay, das mit einem eigenen Text- und Bildbeitrag dokumentiert ist. Am Sonntagnachmittag stiegen wir dann wieder aus unseren Kostümen sowie Rollen aus und besuchten zum Abschluss ein Orgelkonzert in der eindrücklichen romanischen Basilika von Cunault, nun wieder an der Loire westlich von Saumur. Fünfhundert Meter vor dem Ortseingang ein wunderschön gelegener Stellplatz im Hochwasserbett der Loire, auf welchem der Bäcker mit seinem R4 morgens um acht Uhr den Weckruf hupt. Wer steht schon nicht gerne auf, wenn einem das frische Brot praktisch ans Bett geliefert wird, herrlich. Dazu stahlblauer Himmel und strahlende Morgensonne; dies die positiven Nebeneffekte des kühlen Nordostwindes.

Am Montag besuchten wir „les hélices terrestres“, die irdene Helix des Künstlers Jacques Warminski (1946 – 1996) in Saint-Georges-les septs-Voies. Nochmals ein Eintauchen in die Thematik der Troglodytes (Höhlenwohnungen) im Anjou.
Der Sohn polnischer Flüchtlinge sei hier als Junge durch die Felder und Büsche der Gegend gestreift … und dabei durch einen überwachsenen Kamin ins Leere gestürzt. Er fand sich einige Meter tiefer in einer verlassenen und verwilderten Höhlenwohnung wieder, was offenbar seinen Entdeckerdrang entfachte. Er sei dann immer wieder hergekommen und habe allmählich die Überreste einer kompletten dörflichen Siedlung entdeckt. Im Laufe seines Studiums der Künste und seiner weiteren künstlerischen Tätigkeit (vorwiegend „de l’art éphémère“ – vergängliche Kunst im natürlichen Raum) sei ihm klar geworden, dass er mit jenem Sturz durch den Kamin recht eigentlich „in seine Berufung hineingefallen“ sei. Er machte es sich zur Aufgabe, die vormaligen Besitzer dieser Höhlenwohnungs-Ruinen ausfindig zu machen und allmählich sämtliche „cavités“ aufzukaufen. In den neunziger Jahren machte er sich daran, den Weiler „l‘ Orbière“ der Verwilderung zu entreissen, die Höhlen zugänglich zu machen und sie mit seinen künstlerischen Visionen auszugestalten. Das Spiel zwischen „konkav“ und „konvex“ zieht sich wie ein roter Faden durch sein unermüdliches Schaffen. Mit unerhörtem Körpereinsatz (er war selbst ein schwergewichtiger riesiger Mann) und mit Unterstützung von Helfern habe er Tausende von Kubikmetern Sandstein ausgehoben, weitere Höhlen geschlagen, Symbole und Ornamente eingebracht …. und mit Tausenden Kubikmetern Beton einen nach oben offenen Ampitheater-ähnlichen Trichter gestaltet: das Pendant zu seiner unterirdischen Welt. Nach rund fünf Jahren und nach Abschluss der zentralen Elemente seines Projektes sei er 1996 gestorben. Ein kompetenter und facettenreicher Artikel über den Künstler findet sich hier (französisch).

Zu schön, dass wir noch am selben Abend unseren letzten Besuch im Anjou machen dürfen: wir sind eingeladen, Guy (den pensionierten 70-jährigen Fouée-Bäcker vom Tag der offenen Tür) und seine Frau Nicole in deren troglodytischem Zuhause in Montsoreau zu besuchen. Die beiden haben nach der Pensionierung die bisherige Ferienwohnung zu ihrem Haupt-Wohnsitz gemacht. Abgesehen von einem Wintergarten-ähnlichen Anbau aus Holz und Glas befinden sich noch sämtliche ihrer Räume in Sandstein-Höhlen. Die alten Waschtröge, das Lager für die Weinfässer, Weinpresse und Wein-Trog, offener Kamin und Kochstelle – das ist alles noch sichtbar und integriert. Wände und Decken sind gekalkt und die Böden mit alten Tonplatten und teilweise mit Holzparkett komfortabel ausgelegt. Zeitgemässe Annehmlichkeiten wie Strom, Wasser, Toiletten und Dusche sind eingebaut. Geheizt wird aber nach wie vor nur mit Holz, entweder im geschlossenen Feuerraum (gewissermassen im Sockel des Cheminées – mit automatischer Warmluft-Abgabe an den Wohnraum) oder in der offenen Feuerstelle mit Kamin. Die Temperatur sei ganzjährig recht angenehm, wenn auch mit 18 bis knapp 20 Grad für die „normalen“ Gewohnheiten unserer Zeit doch eine Herausforderung. Einzig der Nordostwind, der zufällig auch an diesem Abend bläst, sei unangenehm und drücke den Rauch in den Kamin zurück. Das tut der guten Stimmung und der herzlichen und gastlichen Atmosphäre aber keinen Abbruch. Wunderbare Gespräche bei Quiche und Wein; herzlichen Dank, Nicole und Guy, und hoffentlich auf Wiedersehen eines Tages in der Schweiz.

Damit beschliessen wir unseren Aufenthalt im Anjou, in dieser einzigartigen Gegend im unteren Loire-Tal, welche einst Ufer und Untergrund eines längst verschwundenen Meeres war. Daher die ausgeprägte Fruchtbarkeit, die Eignung des Bodens für den Weinbau – und daher die Tatsache, dass in diesen Böden noch heute rund 14’000 Höhlen und unzählige Kilometer unterirdischer Weinkeller, Champignon-Kulturen etc. zu finden sind. Den meisten Menschen ist das Loire-Tal als Tal der prunkvollen Schlösser bekannt. Wir durften in dieser Woche auch eindrückliche Blicke in den Untergrund machen, erleben woher das Baumaterial für diese Schlösser überhaupt kam … und eine sympathische Welt mit originellen und herzlichen Menschen „hinter und unter den Fassaden“ kennenlernen.   

Da ist noch etwas: Am Mittelalterfest in Montreuil-Bellay hatte eine Gruppe engagierter Jugendlicher einen Informationsstand aufgebaut. Sie engagieren sich partnerschaftlich für ein Behindertenheim in Ourika, in einem Tal des Hohen Atlas unweit von Marrakech in Marrokko. Bisher wurde Geld gesammelt, um Lehrkräfte und praktischen Unterricht in einem Schulgarten zu finanzieren. Heute nun werden getrocknete Gewürze aus jenem Garten verkauft. Ziel der nächsten Finanzierungsaktion ist es, einigen jener Jugendlichen mit körperlicher Behinderung diesen Sommer eine Reise nach Montreuil-Bellay zu ermöglichen. Da helfe ich gerne mit, verbinden mich doch gleich mehrere Leidenschaften mit dieser Aktion: Marrokko war ein unvergesslich schönes und gastliches Land für meine Fahrrad-Touren, dann teile ich sehr gerne die Vision einer solidarischen und gerechten Gesellschaft mit gleichwertigen Chancen auch für Menschen mit Behinderung … und schliesslich kann ich mir durchaus vorstellen, dass einer meiner Workaway-Einsätze im kommenden Winter auch in Ourika stattfinden könnte. Super Engagement dieser Jugendlichen aus Montreuil-Bellay!
Beim Büchsen-Schiessen an ihrem Stand gelang es mir, 8 von 10 Büchsen zu treffen. Nicht genug für den Hauptpreis, einen ganzen geräucherten Beinschinken. Überraschenderweise brachte mir Guy aber tags darauf eine Flasche Wein, die ich anscheinend gewonnen hätte. Zum Wohl!

Diese Woche erfuhren wir, dass Jean Vanier am 7.Mai neunzigjährig einem Krebsleiden erlegen sei. Am Donnerstag 16.Mai findet die Beerdigung in Trosly-Breuil bei Paris statt. Die Nachricht (vgl. den Nachruf in der NZZ am Sonntag) berührt uns, zumal wir ja gerade auf dem Weg sind zu einer Arche-Gemeinschaft in der Bretagne. Jean Vanier, ehemaliger kanadischer Marineoffizier, dann Philosophie- und Theologieprofessor begann in jungen Jahren, sich radikal für Menschen mit geistiger Behinderung einzusetzen und mit ihnen in würdiger und gleichwertiger Form zusammenzuleben. Daraus entstand die Arche-Bewegung, welche heute 152 Gemeinschaften auf der ganzen Welt umfasst. Menschen, die damals noch in unwürdigster Weise in psychiatrischen Kliniken dahin vegetierten, haben inzwischen auch andernorts in unserer Gesellschaft Akzeptanz, Existenzsicherung und angemessene Versorgung erfahren. Das besondere – spirituell und jesuanisch motivierte – radikale Engagement für ein gleichwertiges Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung, wie es die Arche-Bewegung postuliert und lebt, stellt aber immer noch einen speziellen Leuchtturm dar: denn professionelles Handeln für jemanden (gegen Geld, Status und Anerkennung) ist meist nochmal was Anderes als ganz persönliches, uneigennützig solidarisches Engagement. 

Dieser feine Unterschied ist nicht leicht zu fassen. Der Hirnforscher Gerald Hüther spricht in seinem Buch über die Würde des Menschen von der Unterscheidung zwischen Objekt und Subjekt. Vielleicht ist dies eine passende Beschreibung für diesen feinen Unterschied: im einen Fall leiste ich einen Job, setze meine Fachlichkeit und meine Energie ein, halte aber eine sogenannt „professionelle Distanz“ und mache einen andern Menschen damit zum Objekt meiner Bemühungen, Forschungen etc.. Im andern Fall lasse ich mich auf eine Begegnung von Mensch zu Mensch ein, lasse mich persönlich berühren und begegne damit einem gleichwertigen Subjekt. (Selbstverständlich sei damit nicht ausgeschlossen, dass auch in institutioneller fachlicher Arbeit würdevolle Beziehungen von Subjekt zu Subjekt geschehen können, so gut wie auch das Wirken in Arche-Gemeinschaften nicht automatisch frei von entwürdigenden Objektivierungen ist.)

Die Gefahr ist unübersehbar, dass unsere Gesellschaft allenthalben zur Objektivierung neigt – zur „Vermarktung“ auch persönlichster Ressourcen – und dass persönliche Begegnungen zwischen Subjekten, ein sich-berühren-lassen von Mensch zu Mensch, für dieses profit- und machtgetriebene System tendenziell unkontrollierbar und damit unerwünscht sind.

Ich will mich ganz entschieden für das subversive Potenzial der persönlichen Begegnung und für das Prinzip der menschlichen Würde und Freiheit einsetzen. Lassen wir uns diese ursprünglichste Fähigkeit, den konkreten zwischenmenschlichen Austausch von Gütern und Ressourcen, das Verschenken von Zeit, Gastfreundschaft und Freude, nie nehmen. Denn kein Roboter kann ersetzen, was persönliches gegenseitiges Interesse im Tiefsten ausmacht. 

Jean Vanier, aber auch zahlreiche jener einfachen und bodenständigen Menschen, denen wir in den letzten Wochen begegnen durften, stehen für dieses persönliche Engagement: einfach leben. EINFACH leben. Einfach LEBEN. Oder in den Worten des Philosophen Martin Buber: Alles wirkliche Leben ist Begegnung.

Darin liegt wohl der wahre Antrieb auch für unser Reiseprojekt.

Der Dienstag ist ein ausgesprochener Reisetag: aus der Gegend von Saumur fahren wir nach La Gacilly am Eingang zur Bretagne. La Gacilly ist Herkunfts- und Gründungsort, aber auch kultureller Mittelpunkt der weltweiten Natur-Kosmetiklinie „Yves Rocher“. Der einstmals verschlafene und von Abwanderung bedrohte Ort ist heute ein lebendiges Künstlerdorf, touristischer Anziehungspunkt und eindrückliches Zeugnis der visionären und innovativen Kraft von Yves Rocher. Das sehr modern inszenierte Museum und die jährlich stattfindenden Foto-Ausstellungen im Naturraum sind tatsächlich eine Reise wert.  

Via Rochefort-en-Terre führt uns der Weg anschliessend auf einen idyllisch gelegenen kleinen Bauernhof-Camping direkt am „Golfe du Morbihan“ (Noyalo, 47°36’41“N, 02°41’43“W). Erstmals sehen wir wieder Meerwasser und das eindrückliche Spiel der Gezeiten, wenn auch noch nicht das offene Meer. Dieses sehen wir erst auf der Fahrradtour über die Halbinsel („Presqu’île de Rhuys“), als wir das Château de Suscinio besuchen: prächtig gelegen zwischen Lagunen und Moorlandschaft, das einstige Jagdschloss der Ducs de Bretagne.

Ausspannen, Schreiben, Lesen, (elektronisch) Kontakte pflegen – und erstmals in diesem Jahr die sommerliche Stimmung geniessen. Wunderbar.

Am Freitag und Samstag besuchen wir die Altstadt von VANNES; abwechslungsreiche Szenerie für einen eher regnerischen Tag. Und schliesslich die Weiterfahrt an unser nächstes Zwischenziel: für Samstagabend 18.Mai sind wir in Clohars-Fouesnant angemeldet, bei Nicolas und Monique bzw. zum nächsten Projekteinsatz in der Arche-Gemeinschaft „Le Caillou Blanc“, wo wir schon im Jahr 1991 zusammen mit unseren Kindern einen fünfmonatigen Einsatz machten.

Woche 7 / 6. – 12.Mai 2019

Im Rückblick betrachtet könnte man wohl sagen, diese Woche habe unserer Selbst-Vergewisserung gedient. Wir haben den Workaway-Einsatz im Petit Thouars abgeschlossen und uns wieder auf den Weg gemacht. Jeweils zwei Nächte am selben Platz zu stehen, hat sich gewissermassen als unser natürlicher Rhythmus etabliert: 2x auf dem Stellplatz in Turquant, 2x auf dem Camping municipal von Doué-la-Fontaine und 2x auf dem Camping von Montreuil-Bellay. Das gibt Abwechslung und gleichzeitig eine minimale Kontinuität, ausreichend Zeit zum Blog nachführen, gemütliches Kennenlernen neuer Gegenden …. und sogar ein Coiffeurbesuch lag drinn.

Man möchte meinen, wir seien dauernd auf Achse. Die Verschiebungen in dieser Woche waren hingegen sehr überschaubar: zuerst 16km von St.Germain nach Turquant, dann 27km von Turquant nach Doué und schliesslich 18 km von Doué nach Montreuil. Nicht mal halb so viele Kilometer, wie wenn wir jeweils von Trogen nach St.Gallen zur Arbeit gefahren sind. Und wenn man die bisherigen Kilometer betrachtet: 1750km seit unserer Abfahrt in Trogen am 23.März 2019, so macht dies in knapp sieben Wochen rund 250km pro Woche. Also völlig im normalen Schnitt unserer bisherigen Lebensweise bzw. eher noch weniger km-Leistung.

Beim Blick in die Bord-Buchhaltung ist sofort klar, dass wir mit unserem bisherigen Reisekonzept sehr günstig durchkommen. Bei CHF 1500.- in knapp sieben Wochen entspricht dies gut CHF 200.- pro Woche und somit ca. CHF 30.- pro Tag. Dass wir uns noch einige Flaschen Wein als Naturalie dazu verdient haben, ist noch nicht eingerechnet.

Am Wichtigsten jedoch die emotionale Buchhaltung: hätten wir Striche an die Decke gemalt bei jedem dankbaren, bestätigenden, zufriedenen Jauchzer oder Seufzer in dieser Woche, wir hätten damit wohl schon eine ganze Jass-Tafel gefüllt. Immer wieder kurze Momente der gegenseitigen Bestätigung: ja, wir haben es gut, es ist uns äusserst wohl mit diesem Reisekonzept, spannend und abwechslungsreich, überhaupt nicht langweilig, und unsere kleine eigene Höhle im Campscout-Revolution ist uns immer wieder wohlig-warme Heimat. Die zahlreichen zu-fälligen Begegnungen sind intensiv und herzerwärmend; und wir stellen fest, dass unsere Kommunikation mit den Lieben zuhause nicht weniger ist wie wenn wir eine normale Arbeitswoche absolvierten: mit WhatsApp-Mitteilungen, E-Mails, Postcards und zeitweiligen Telefonaten bleiben wir in Kontakt. Einfach „sauschööön“ … wie es schon im Blog von Lorenz Becker immer wieder tönte; ich kann das nur bestätigen.

Die Besichtigungen und Begebenheiten dieser Woche sind in einzelnen thematischen Blog-Beiträgen (Rochmeunier; Champignonnière; Excursion St.Nicolas; klein aber fein; Mystère des Faluns) dokumentiert und werden deshalb hier nicht erneut erwähnt.

Der Mittwoch 8.Mai war nationaler Feiertag in Frankreich: in Erinnerung an das Ende des zweiten Weltkriegs. Gut, gibt es diese Tradition gegen das Vergessen immer noch, wenn auch zuweilen mit viel Uniform und militärischen Ehren zelebriert. In den kleineren Gemeinden scheint dies aber recht bodenständig und persönlich abzulaufen, näher an den wirklichen Sorgen und Fragen der kleinen Leute. Und es fällt uns auf, dass auch im Radio in diesen Tagen viel reflektiert wird über den – zunehmend bedrohten – Frieden in Europa und über die Notwendigkeit eines eigentlichen europäischen Friedens-Ministeriums. 

Unser Highlight der Woche: am 8.Mai sind wir auf der Strasse einem ganz besonderen Gefährt begegnet – Fahrenden der bewussten Art. Ein Planwagen, liebevoll gezimmert und mit vielen kleinen Details ausstaffiert, gemächlich gezogen von zwei Acker-Gäulen, begleitet von einem jungen Paar – tanzend und singend neben dem Wagen hergehend, auf dem Kutschbock ein Mädchen mit Wuschelkopf und dunklen Augen, Fenster mit Vorhängen und Blumenkistchen am Fensterbrett, am Wagenende sind drei Boxen befestigt in denen je eine Henne auf sauberem Heu sitzt und zufrieden in die Welt blickt … und gackert, zuhinterst ein Anhänger mit Futter, Wasserfass und Veloständer. Diesem Gefährt bzw. dieser Familie gilt der erstmals zu verleihende „europäische Preis für nachhaltiges Reisen“ ohne Zweifel! Dass damit auch Freundlichkeit und Friede in die Welt kommt, ist offensichtlich. Vielleicht eine Neu-Interpretation von „Maria und Josef mit Jésuine“?


Woche 6 / 29.April bis 5.Mai 2019

Höchste Zeit wieder etwas zu schreiben. Der Bus ist gepackt; morgen Montag vormittag geht es weiter. Wir verlassen das Château du Petit Thouars, wo wir nun über mehr als zwei Wochen unseren Workaway-Einsatz absolvierten. Nun bleiben uns zwei Wochen Transfer-Zeit, bis am 17./18.Mai in Clohars-Fouesnant in der Bretagne der nächste Einsatz beginnt.

Das Loire-Tal mit seinen Schlössern haben wir nun gesehen: und dass wir zuletzt noch ein Schloss „von innen“ erleben durften, war bestimmt ein besonders lehrreicher Eindruck. Denn auch nach gut zwei Wochen bleibt die Bilanz eindeutig: hier gibt es – auch noch Jahrhunderte nach der französischen Revolution – einen offensichtlichen Unterschied zwischen Schlossbesitzern und Bediensteten. (Entgegen meiner Annahme im vorausgehenden Artikel.) Erstaunlich, da es sich bei den Schloss-Erben ja eigentlich um ein junges Paar handelt, das zuvor in Paris gelebt hatte. Uns gelang es bis zuletzt nicht wirklich, ein lockeres, vertrauensvolles und von gegenseitigem Interesse geprägtes Verhältnis zu den Hosts aufzubauen – und unsichtbare aristokratische Grenzen zu durchbrechen. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass diese mit all ihren Aufgaben und den organisatorischen Anforderungen ziemlich ge(über)fordert sind.

Ganz anders jedenfalls die zahlreichen Begegnungen mit den anderen Hand-Arbeitern. Hier ergaben sich wunderbare, fröhliche, lustige und hilfsbereite Begegnungen, hier war gegenseitiges Interesse spürbar und wir brachten in dieser Zeit auch richtig viel gemeinsam Zustande: eine riesige Parkanlage gemäht, viele (Rosen-)Beete gejätet, für die Kinder einen kleinen Garten angelegt und ein Zeltgerüst aufgebaut, geputzt, geordnet …etc. Renata hat beim Jäten verschiedene Phasen durchgemacht, sich zuweilen über das Desinteresse der Hosts gewundert, geärgert – und schliesslich zur Einsicht gefunden, dass sie dies den Rosen zuliebe tun will. Wunderbare Einstellung. Das erinnert mich unweigerlich an die Worte von Angelus Silesius:
„Die Ros‘ ist ohn Warum,
sie blühet weil sie blühet,
sie tracht‘ nicht ihrer selbst,
fragt nicht, ob man sie siehet“.

Wir konnten insgesamt gut für unser inneres Wohlbefinden sorgen und uns wenn nötig abgrenzen: der eigene Camper im Hof war uns zuweilen für kurze Momente ein hilfreicher (und warmer) Rückzugsort. Zudem sorgte der erste Mai für einen entspannten Unterbruch.

Das vergangene Wochenende hatten wir mit einem „Kompensationstag“ zu einem dreitägigen Ausflug verlängert: Villaine-les-Rochers, ein kleines beschauliches Dorf im Departement Indre et Loire, ist in ganz Frankreich als Zentrum der Korbflechterei bekannt. Ein interessantes und sehr anschauliches Museum gibt Einblick in alle Facetten dieses Handwerks. Ein Rundgang durch das Dorf, die teils in Höhlenwohnungen befindlichen Korber-Werkstätten und durch die Haine und Felder mit Korbweiden, lässt die jahrhundertealte Tradition dieses Dorfes lebhaft nachvollziehen. Inspirationen für die zahlreichen Bünde sortierter Weidenruten, die noch zuhause in meinem Schopf lagern. Zur Galerie „Villaine-les-Rochers“.
Von hier aus ging’s weiter nach Tours, der Stadt des heiligen Martins. Park&Ride, per Bus in die Innenstadt, Kathedrale, Museum über das französische Handwerkswesen bzw. über die Handwerker auf der Walz, auf der Tour de France (museum de la Campagnonnage), Museum für zeitgenössische Kunst (CCCOD – centre création contomporaine olivier debré), alles gute Möglichkeiten, der ungewöhnlichen Kältewelle auszuweichen. Wir merkten aber wieder einmal mehr, dass wir nicht für Grossstädte gemacht sind – und zogen am frühen Abend weiter zu einem wunderschönen und ruhigen Stellplatz direkt am Ufer des Cher, im beschaulichen Dorf Savonnières. Von hier aus konnten wir am Montag zu Fuss das nahegelegene Schloss Villandry mit seiner einzigartigen Gartenanlage besuchen. Zur Galerie „Villandry“

Gestern Samstag dann nochmals ein ganz besonderes Ausflugs-Erlebnis: François, der Chocolatier (vom Tag der offenen Tür) hat uns auf eine Randonnée in St.Nicolas-de-Bourgeuil eingeladen. Mit dabei ein befreundetes Paar aus Orléans. Wir treffen uns direkt beim grossen Weingut „la chopiniére du roy“ in St.Nicolas-de-Bourgeuil, dem einzigen Ort in Frankreich, der gleich eine gemeindeweite AOC-Anerkennung (Cabernet Franc) erwirken konnte. (Fazit davon: alle Bauern hatten danach ihre traditionellen Mehr-Sparten-Betriebe sukzessive umgestellt, Gemüse-, Obstbau und Viehhaltung aufgegeben und vollumfänglich auf Rebbau gesetzt. Profit statt Biodiversität.)
Zunächst ein lehrreicher Rundgang durch die riesigen, flachen Weingärten auf ziemlich sandigem Boden. Auch hier sind die Weinbauern mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert und experimentieren mit allerlei Mitteln, wie den zunehmenden Frost-Risiken zu begegnen sei. Jene Felder, die in kritischen Nächten mit Sprühregen berieselt worden sind, weisen deutliche Wachstums-Vorsprünge auf. An einer andern Stelle wurde mit einem gasbetriebenen Windrad experimentiert: dieses wälzt in den kritischen Nächten die oberen wärmeren Luftschichten um (auf 10-15m) und verteilt die wärmere Luft in bodennahe Schichten. Auch hier ein sichtbarer Wachstumsunterschied gegenüber den unbehandelten Zonen.
Nach einem deftigen Mittagessen nach Winzerart und diversen Weinproben konnten wir am Nachmittag einen zweiten Rundgang machen. Am oberen Dorfrand liegen riesige Weinbergflächen am leicht ansteigenden Hang; mittendrinn eine Art „Tunneleinfahrt“. Der Eingang in ein rund 25 Hektaren grosses gemeinschaftliches Kellersystem unter den Weinbergen. In diesen ehemaligen Steinbrüchen wurde jener Sandstein abgebaut, mit dem die zahlreichen Schlösser, Kirchen und Kathedralen der Umgebung errichtet wurden. Unvorstellbar, wieviel Schweiss und Handarbeit allein schon für den Abbbau nötig war. Rund 400 Meter führt der Weg unter den Weinbergen hindurch, bis der Degustationskeller dieses Weinguts errreicht ist. Hier lagern jene Weine, die im Barrique ausgebaut werden. Eine eindrückliche Szenerie … wenn auch die hier gekosteten Weine mir persönlich nicht besonders gehaltvoll und abgerundet erscheinen.
Gegen Abend lädt uns François noch zu einem Apéritif zu sich nach Hause ein. Bei Crémant aus der Gegend von Saumur-Champigny lässt sich wunderbar diskutieren. Das angeregte Gespräch und damit der Apéritif ziehen sich bis nach 21 Uhr hin: einmal mehr ein wunderschönes Erlebnis, wie fünf wildfremde Menschen – allerdings alle in ähnlicher Lebenslage, wir zwei gut sechzig und die andern drei um die siebzig – sich in kürzester Zeit in einem vertrauensvollem Gespräch finden und über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg Gemeinsamkeiten entdecken können. Merci beaucoup, François.

Klar ist: die nächste Etappe wollen wir den Steinbrüchen und Höhlen des Anjou widmen. All dem, was weniger offensichtlich, weniger prunkvoll und meist unter der Oberfläche liegt – und den Prunk der Loire-Schlösser überhaupt erst möglich gemacht hat.


Woche 5 / (18.) 22. April bis 28. April 2019

In St.Germain-sur-Vienne werden wir auf dem Schloss-Weingut „Château du petit Thouars“ erwartet (Link führt zur Bilder-Galerie). Schon die Zufahrt ist ein Eintauchen in eine neue Welt, der Kiesweg führt von der Strasse weg, durch die Kastanien-Allee in dichtes Grün. Nach einigen Kurven taucht ein prächtiges Kalkstein-Gebäude auf, welches eine grosse Lichtung überragt. Soweit das Auge reicht bloss Wald in den zartesten Farbnuancen des beginnenden Frühlings: hellgrün, dunkelgrün, graugrün, gelblich, grün mit leichtem Braunton, eine schier grenzenlose Palette. Ebenso beeindruckend das dichte Gewirr unzähliger Vogelstimmen. Noch am ersten Abend beobachten wir aus dem Zimmerfenster Feldhasen und eine Fasanen-Familie (Vater, Mutter und zwei Töchter), die hier ganz offensichtlich heimisch sind. Der Fasan wehrt mit seinem durchdringenden hustenähnlichen Krächzen ab und zu ein paar aufdringliche Krähen ab.

Die junge Familie, die dieses Schloss bewohnt, empfängt uns herzlich und völlig offen. Wir können unser Zimmer im ehemaligen Bediensteten-Haus gleich nebenan beziehen. Unübersehbar, dass uns hier eine von Improvisation und Spontaneität geprägte Welt erwartet. Zwei junge Frauen aus Deutschland, eine Workawayerin und eine 23-jährige Studentin, die als AuPair für die Kinderbetreuung zuständig ist, sind seit Anfang April hier und geben uns eine erste Einführung in die Gepflogenheiten. Gekocht wird vom Chef des Hauses persönlich, man wisse aber nie so genau, wann dies der Fall sein wird: auf jeden Fall sollte man sich darauf einstellen, dass das Abendessen nicht vor 21 Uhr beginne … das Mittagessen wohl frühestens um 13.30 Uhr und das Frühstück … na ja. Arbeitsbeginn sei jedenfalls nie vor 9.30 des nächsten Morgens.

Überraschend ist für uns dann das erste Diner: es dauerte von ca. 21.30 bis ca. 23.30 Uhr. Am Tisch sind auch zwei Freunde des Hauses, ein englischer Parlamentarier (Tory, erklärter Freund Frankreichs und Brexit-Gegner) und seine Verlobte, ihres Zeichens Direktorin des königlichen Shakespeare-Theaters in London. Wir sitzen an einem riesigen ovalen Esstisch, in einem alt-ehrwürdigen Esszimmer in Eichen-Furnier-Ausstattung, umgeben von lauter opulenten Ölgemälden (14 Repliken des Medici-Zyklus von P.P.Rubens, deren Originale im Louvre in Paris hangen) an den Wänden. Das Haus atmet mehrere hundert Jahre adliger Familiengeschichte. Nachdem die Eltern gestorben sind, hat das junge franko-kanadische Paar mit den zwei (bald drei) kleinen Kindern das Anwesen übernommen: wohl Lust und Last zugleich. Das mondäne Leben in Paris gegen ein Landleben in (aristokratischer) Natur-Idylle am Rande der (Welt) Vienne einzutauschen ist wohl nicht ganz ohne.

Nun, die Weltoffenheit scheint nicht abhanden gekommen zu sein; am Tisch wird bunt durcheinander englisch-französisch und deutsch gesprochen. Die Themen wechseln zwischen Essen, HipHop,  britischer Politik, Musik und altehrwürdiger Familiengeschichte. Und auch die Tatsache, dass hier regelmässig AuPair’s und WorkawayerInnen mit am Tisch sitzen, zeugt von Offenheit und Vertrauen.

Nach ersehnter und später Nachtruhe sind wir den ganzen Freitag über eifrig im Einsatz: Rasenmähen, Putzen, Einrichten, Aufräumen. Zusammen mit dem Kellermeister (maitre de chai) Michel und seinem Gehilfen Philippe beteiligen wir uns an den letzten Arbeiten vor dem Tag der offenen Tür. Damit entsteht in kürzester Zeit ein solidarischer Boden, eine gemeinsame Vertrautheit.

Als am Samstag die ersten Aussteller anreisen, gehören wir schon richtig dazu. Guy, der Fouée-Bäcker bereitet Unmengen von Teig, die er während der drei Tage am Holzofen verbacken wird. Fouées sind kleine Teig-Rondellen, die sich im Holzofen in kürzester Zeit aufblähen: aufgeschnitten und gefüllt ergibt sich daraus ein wunderbares Häppchen in zig Varianten: mit Blutwurst, Kräuterkäse, Ziegenkäse, Nutella, Crème Caramal salé, Aprikosen-Konfitüre und vielem mehr lässt sich diese landestypische Spezialität füllen. François, der pensionierte Patissier (Président de la Tour de France des Patissiers) wird während der drei Tage seinen Stand mit Schokolade-Spezialitätern betreuen und vor dem Publikum allerlei Formen giessen. Jean-François, der pensionierte Mitarbeiter der benachbarten „centrale nucleaire EDF“ (Atomkraftwerk) ist heute passionierter Bienenzüchter. Er vermittelt sein breites Wissen über die Welt der Bienen – und verkauft dabei seinen eigenen Honig und ein schmackhaftes „pain d’épices“. Guy, der Steinmetz, sitzt mit verschmitzt lachender Miene vor dem Gewölbekeller an seinem Steinmetz-Tisch und verarbeitet mit Klöppel und Meissel den weichen weissen Tuff-Kalkstein der Gegend. Véronique bietet ihren einzigartigen Ziegenkäse aus der Region an und Brian, der Kleinbrauer mit englischen Wurzeln, bietet ein ausgezeichnetes bitter-hopfiges Dunkles zum Verkauf an. Michel, der Kellermeister (und Strippenzieher des Tages), hat ein ausgedientes Weinfass so ausgeschnitten und hergerichtet, dass es als Räucherkammer taugt. Darin werden zwei Schweins-Medaillons vor Ort geräuchert. Ein altes aufgeschnittenes Ölfass dient als Barbecue-Grill. Michel – er selbst kein Kost-Verächter – ist sehr darauf bedacht, dass alle Aussteller und Helfer ein gebührendes Mittagessen erhalten. Das wird sich an allen drei Tagen (der offenen Tür) als Zentrum und Kristallisationspunkt erweisen: die herzliche Atmosphäre, die gegenseitige Hilfsbereitschaft, das humorvolle Miteinander und das fach- und landes-übergreifende Interesse finden hier ihre Mitte. Wir fühlen uns bestens aufgehoben und akzeptiert in dieser fröhlichen Runde.

Renata engagierte sich durch all diese Tage hindurch im „Backoffice“, im Nachschub sauberer Weingläser wie auch in der fürsorglichen Unterstützung der Mitarbeitenden mit Kaffee. Christoph war verantwortlich für Paketierung und Auslieferung der Weine. Drei Tage der Wein-Degustation im originellen Gewölbekeller, von Ostersamstag bis Ostermontag ein Kommen und Gehen, Touristen, Einheimische, Nachbarn, Freunde: eine quirlige bunte Welt mit zahlreichen Oster-Überraschungen.

Am Dienstag ging dann der Alltag los. Renata war hauptsächlich am Jäten im Blumenbeet vor der Schloss-Fassade und Christoph war derweil mit der Motorsense unterwegs. Es galt die Strassenränder zu mähen, zwischen Rosen und Bäumen auszumähen, das Wegbord zu roden etc..


Augenfällig geht es hier (für uns einmal mehr ;-)) um das Spannungsfeld zwischen SEIN und SCHEIN. Viel Energie soll darauf verwendet werden, den Gästen des Schlosses bzw. des Weinkellers einen aufgeräumten ersten Eindruck zu vermitteln …. während beim zweiten Blick in Küche, Büro und hinter die Fassade das „ganz normale Chaos“ sichtbar wird. Na ja, unsere Themen (hat da jemand „Perfektionismus“ gesagt??) holen uns immer wieder ein. Für uns (als SchweizerIn?) ganz offensichtlich ein riesiges Übungsfeld in Toleranz und Grosszügigkeit. Schliesslich wird vieles aufgewogen durch grosse Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Offenheit; dies alles verbunden mit unzähligen Sprüchen, hintersinnigen „jeu de mot’s“ (Wortspielen) und purer Lebensfreude.

Es sei nicht verschwiegen, dass wir jeden Abend ausgezeichnet essen und sämtliche Weine des eigenen Kellers grosszügig ausprobieren können. Auf die Frage, ob er mal eine Ausbildung als Viticulteur oder Sommelier genossen habe, antwortet der Patron eindeutig: es gehe alles über die eigene Erfahrung, soviel wie möglich ausprobieren, von allerlei Weinen kosten, Länder und Produktionsweisen vergleichen, zuhören … und neugierig weitere Erfahrungen sammeln.

Die Tage unserer Ankunft auf dem Schloss-Weingut sind teilweise noch geprägt von der Brand-Katastrophe in der Notre-Dame von Paris. Respektvolle Bemerkungen … aber auch Witz und zuweilen gar Sarkasmus sind spürbar. Die Menschen um uns wirken jedenfalls nicht schockiert oder besonders betrübt. Das Leben scheint weiter zu gehen….

Uns drängt sich dabei immer wieder die Frage auf, wie denn heutzutage mit „Zeugen der Geschichte“ umzugehen sei. Von wann bis wann gilt etwas als Geschichte? Wann ist der Zeitpunkt bzw. was ist der Grund, dass gewisse Dinge und Zustände richtiggehend eingefroren werden (sollen)? Gehört nicht manchmal auch eine (teilweise) Zerstörung essentiell zur Geschichte? Weshalb besuchen Touristen am einen Ort Ruinen (z.B. die Akropolis von Athen), während andernorts möglichst naturgetreue Repliken als Touristenmagnet herhalten müssen? Weshalb ist der Erhalt oder Wiederaufbau von Nationalsymbolen wichtiger als die soziale Wohlfahrt aller BürgerInnen?

Es mag Fragen geben, die nicht (sofort) beantwortet werden müssen.

Woche 4 / 15.- 18. (21.) April 2019

Am Montagmorgen verlassen wir den super schönen Stellplatz von La Chapelle-Saint-Mésmin bei sehr windigem und immer noch kühlem Wetter. Bereits nach 20km der erste Halt in Beaugency: der angegebene Stellplatz am Loire-Ufer ist aufgehoben oder nur saisonal zugelassen (ev. ab Mai). Während wir noch um einen Parkplatz werweissen, kommen bereits Marlis und Heinz mit ihren Rädern ums Eck: Der pure Zufall ermöglicht uns einen gemeinsamen Ortsrundgang mit anschliessendem Kaffee am Dorfplatz. Danach besichtigen Renata und ich noch die sehenswerte romanische Kirche St.Maurice; das Wetter klart auf, die durch das Glasfenster fallenden Sonnenstrahlen zaubern ein buntes Farbenspiel auf Renatas Gesicht. Danach fahren wir zum Einkauf und dann zu unserem Logis: die Ferme de l’Isle in Avaray bietet für Marlis und Heinz ein B&B für die kommenden zwei Nächte und für uns einen super ruhigen Stellplatz im Innenhof des grossen Landwirtschaftsbetriebs. Die Abendsonne lässt die versprochene Wetter-Besserung bereits erahnen: wir geniessen den Apéro zwar noch in Jacken, aber doch schon im Garten. Danach dürfen wir den rustikalen Aufenthaltsraum im ehemaligen Pferdestall nutzen, um uns ein festliches Essen zuzubereiten. Genussvolles Dinieren am grossen Cheminée.

Für Dienstag ist Regenwetter angesagt, weshalb wir zu viert im Camper nach Schloss Chambord fahren. Dieses Schloss beeindruckt uns alle mit seiner einzigartigen Architektur, besonders die monumentale zentrale Wendeltreppe, welche in der Form einer Doppel-Helix angelegt ist und sämtliche Stockwerke erschliesst. Hier kann man gleichzeitig aufwärts und  abwärts unterwegs sein, ohne sich zu begegnen. Die geniale Grundidee zu dieser Treppe wird Leonardo da Vinci zugeschrieben, welcher in seiner letzten Lebensphase angeblich am Hofe des Königs Franz 1. in Amboise gelebt haben soll. Die Schloss-Besichtigung ist auch in museums-didaktischer Hinsicht äusserst zeitgemäss und sorgfältig konzipiert, eine hilfreiche animierte Video-Präsentation lässt die Gesamtidee der Gebäude, aber auch deren Entwicklungsphasen durch die verschiedenen Epochen sehr eindrücklich nachvollziehen. Inspiriert und angeregt fahren wir anschliessend weiter nach Blois, wo ein Stadtrundgang den Ausflug abschliesst. In der Kathedrale von Blois treffen zufällig gerade die letzten Chormitglieder ein zur letzten Probe vor den Oster-Feiertagen. Eine lebhafte und temperamentvolle Einstimmung. Die Jardins de l’Evèchée, die Gärten des Bischofssitzes sind gleich daneben angelegt, erinnern in ihrer Anlage und mit ihrer super Aussichtslage an die Münsterplattform in Bern. Der Rosengarten hat vereinzelte erste Blüten; in gut einem Monat wird er bereits in voller Pracht erstrahlen. Anschliessend fahren wir zurück zu unserer Ferme und geniessen das erste Spargel-Menu der Saison, mit Spargeln aus der Sologne.

Der Mittwoch bringt den ersehnten Wetter-Umschwung, ist aber bereits auch schon der Tag des Abschieds von Marlis und Heinz. Sieh fahren per Rad den Loire-Weg weiter nach Chateauneuf-sur-Loire, während Renata und ich kreuz und quer durch die Sologne kurven. Diesmal bei Sonnenschein passieren wir nochmals beim Chateau de Chambord, dann ein kurzer Blick von Aussen auf Schloss Chauvency und das umgebende Dorf. Mittagspause in einem lichten Buchenwald, dann spazieren wir um das als Wasserschloss angelegte „Chateau du Moulin“, welches still und abgelegen den Charme eines – sympathisch bescheidenen – Dornröschen-Schlosses ausstrahlt, weit ab von den Touristen-Massen. Wir entfernen uns mit dieser Fahrt zunächst von der Loire, queren das Tal des Cher und wechseln ins Tal des Indre. Den Stellplatz für die Nacht finden wir im wunderschön gelegenen anmutigen und geschichtsträchtigen kleinen Ort Montrésor. Das Dorf schmiegt sich an die Burgfelsen einerseits und an die Ufer des Indrois anderseits, ein beschaulicher kleiner Wiesenfluss, – wie es der Name schon sagt, der kleine Bruder des Indre. Der Ort fungiert unter den schönsten Dörfern Frankreichs, pflegt sein Erbe bewusst und ist dennoch authentisch und sympathisch geblieben. Vom idyllischen Uferweg am Indrois aus lässt sich das abendlich erleuchtete Kulisse des Orts wunderbar geniessen; und das Vogelkonzert, Enten, Fledermäuse und gar ein Biber komplettieren das abendliche Erlebnis.

Am Donnerstag besuchen wir die nahegelegene Ortschaft Loches am Indre. Auch hier eine beeindruckende Oberstadt mit mehrteiliger Schloss-Anlage und wunderschöner Aussicht. Der pulsierende Ort ist bekannt für seinen Tuffstein-Steinbruch, welcher in seiner äusserst feinen Struktur von Bildhauern sehr geschätzt wird. Mehrere Stellplätze. Nachmittags Weiterfahrt ins Tal der Vienne und schliesslich zu „unserem Schloss-Weingut“, wo wir für gut zwei Wochen unseren ersten grösseren Workaway-Einsatz absolvieren werden.

In St.Germain-sur-Vienne werden wir auf dem Schloss-Weingut „Château du petit Thouars“ erwartet. Schon die Zufahrt ist ein Eintauchen in eine neue Welt, der Kiesweg führt von der Strasse weg, durch die Kastanien-Allee in dichtes Grün. Nach einigen Kurven taucht ein prächtiges Kalkstein-Gebäude auf, welches eine grosse Lichtung überragt. Soweit das Auge reicht bloss Wald in den zartesten Farbnuancen des beginnenden Frühlings: hellgrün, dunkelgrün, graugrün, gelblich, grün mit leichtem Braunton, eine schier grenzenlose Palette. Ebenso beeindruckend das dichte Gewirr unzähliger Vogelstimmen. Noch am ersten Abend beobachten wir aus dem Zimmerfenster Feldhasen und eine Fasanen-Familie (Vater, Mutter und zwei Töchter), die hier ganz offensichtlich heimisch sind. Der Fasan wehrt mit seinem durchdringenden hustenähnlichen Krächzen ab und zu ein paar aufdringliche Krähen ab.

Über die Erfahrungen im Schloss-Weingut gibt’s beizeiten einen eigenen Beitrag.

Woche 3 / 8.-14.April 2019

Am Sonntagabend durften wir Marlis und Heinz zum Apéro und Znacht in unserem Camper begrüssen. Sie sind an diesem Tag per Bahn und mit ihren Velos nach Nevers gereist, um von hier weg die „Loire à Vélo“ zu geniessen. Am Montag eine gemeinsame Radtour entlang des Canal-latéral-à-la-Loire, flussaufwärts, zum Einfahren und Anwärmen, bis Fleury-sur-Loire und dann auf gleichem Weg wieder zurück. Die Wolken lockern zeitweise auf und die Frühlings-Tendenzen werden spürbar, PicNic beim Port du Canal, der in der Hochsaison wohl von Hausbooten überquillt.

Am Dienstag geht’s weiter nach La Charité-sur-Loire (Stellplatz auf der Insel). Besonders sehenswert war unterwegs das Mündungsgebiet des Allier, le Bec-d’Allier, ca. 10 km nach Nevers. Das Gebiet erinnert ein wenig an das Rheindelta am oberen Bodensee: wunderschöne Uferlandschaft, von Schafen beweidet. In den Büschen, Dornen und Gräsern hängen unzählige „Fähnchen“ aus Schafwolle, sozusagen natürlich gekardet. Renata sammelt diese Wollresten ein und spinnt daraus einen Ring; vielleicht gelingt auch noch eine Filz-Kugel. La Charité-sur-Loire ist mit der grossen Kirche zwar Unesco-Welterbe, der Ort wirkt aber ansonsten eher traurig: viele leere Läden, viele heruntergekommene Gebäude, wenig belebt. Zum Glück finden sich noch junge Menschen, die dieses Vakuum als „Zwischennutzung“ kreativ anreichern. Ein Hol-und-Bring-Laden, ein temporäres Musik-Lokal, ein Basar wird zum kreativen Co-Working-Space … und an einem Brocante-Schaufenster das tiefsinnige Wortspiel mit Ortsbezug: „Qu’importent ces mots république, commune ou royauté, ne mêlons pas la politique avec la charité.“ (Théodore Botrel)

Am Mittwoch Weiterfahrt nach Ousson-sur-Loire, ein gepflegter kleiner Ort; zahlreiche der Häuschen mit Loire-Blick scheinen von Stadtbewohnern aus Paris oder Orléans für Wochenendaufenthalte auserwählt. Wir stehen zunächst auf leerem Parkplatz bei der Halle-des-Fêtes und machen Mittagsrast. Kurz vor zwei Uhr ist dann Rush-hour in diesem beschaulichen Dorf und innert Minuten sind wir vom mehr als einem Dutzend Autos umzingelt: Altersnachmittag. So fliehen wir in die Nähe des Glas-Containers und erwarten dort die radelnden Freunde zum Apéro.

Uebernachtungsort ist dann die „Roulotte des Amis“: Marlis und Heinz nächtigen im hölzernen Zirkuswagen in einem sehr sympathischen Einfamilienhaus-Garten und wir dürfen unseren Camper gleich dazustellen, direkt neben das Kleintiergehege mit Truthan, Hühnern, Hängebauchschweinen, Enten – von jeder Sorte ein Paar. Wer dabei in Schweizer Dimensionen denkt, stellt sich das jetzt eng vor auf vielleicht 400m2. Hier ist es eine respektable Fläche von bestimmt 2 Hektaren.

Am Donnerstag geht’s weiter nach Sully-sur-Loire. Unterwegs besuchen Renata und ich das „Living-History-Projekt“ Guédelon: Hier wird in einem abgeschiedenen Waldgebiet mit den Mitteln, Werkzeugen und Kenntnissen des Mittelalters eine Burg errichtet. Eindrücklich was in bisher 23 Jahren hier entstanden ist, weitgehend in Freiwilligen-Arbeit, fachlich (handwerklich) und wissenschaftlich (archäologisch, historisch) begleitet. Ein lebendiger Anschauungsunterricht für zahlreiche Schulklassen. Dieser Wald aus Eichen, Buchen, Eschen, mit zahlreichen Sand- und Lehmgruben durchsetzt, mit Felspartien oxydhaltigen Gesteins und mit einem nahegelegenen Waldsee bot die optimale Umgebung, um mit den vor Ort vorhandenen Mitteln zu bauen. Heute lassen sich Steinhauer, Steinmetze, Schmiede, Zimmerleute, Ziegelmacher, Schindelmacher, Töpfer, Seiler, Müller, Korbflechter, Zaunbauer, Fuhrleute, Drechsler und viele mehr über die Schultern schauen und ihr Handwerk erleben. Eindrücklich, mit welch cleveren Überlegungen und mit wie einfachen Mitteln früher gebaut wurde und auch heute noch ein derart massives Gebäude entstehen kann …. wenn man sich die Zeit gibt, die es dafür braucht.
Die Handwerker wirken glaubwürdig, kompetent und strahlen eine ruhige Gelassenheit aus: Handgriff um Handgriff, Schritt um Schritt, – wie das der Strassenkehrer Beppo in Michael Ende’s Geschichte von MOMO ebenso ausdrücklich erklärte.

Der Stellplatz in Sully-sur-Loire liegt direkt am Loire-Damm, sehr ruhig und unmittelbar hinter der stimmigen und naturgerechten Parkanlage des hiesigen Schlosses. Hier bleiben wir gerne zwei Nächte.

Am Freitag radeln wir zu viert nach St.Benoit-sur-Loire. Die dortige Abbaye de Fleury gilt als ältestes Benediktinerkloster in Frankreich und beherbergt angeblich Reliquien des Ordensgründers Benedikt, welcher in Montecassino in Italien die Grundlagen des abendländischen Mönchtums gelegt hatte. Ein schlichtes und lichtes, ein beeindruckendes romanisches Bauwerk mit sehr schönen Details. Auf dem Loire-Damm geht’s dann wieder zurück nach Sully, wo wir nach ausgiebigem PicNic im Schlosspark das Wasserschloss von Sully-sur-Loire besichtigen können.  Die Anlage ist imposant, geschichtsträchtig und bestens erschlossen; der Rundgang ist sehr interessant und lehrreich, museumspädagogisch hervorragend gestaltet. Nach dem gestrigen Erlebnis auf der Baustelle von Guédelon beeindruckt der immense filigran gebaute Dachstuhl nochmal mehr.

Am Samstag wechseln wir in die Nähe von Orléans zu einem sehr schönen Stellplatz, unter Platanen mit direktem Loire-Blick, in La-Chapelle-Saint-Mesmin. Wenn man den etwas komplizierten Einlass-Automaten mal geschafft hat, dann ist alles perfekt. Sogar WLAN für einen ausgedehnten Büro- und Blog-Nachmittag ist vorhanden. Wiederum ein schöner Platz für zwei Nächte.

Der Sonntag ist Orléans-Tag: die Kathedrale von Orléans erreichen wir um die Mittagszeit, als die letzten Kirchgänger mit Palmwedeln (bzw. Buchsbaum-Zweigen) durch die Gassen nach Hause streben. Palmsonntag. Die mächtige gotische Kathedrale mit ihren Jeanne d’Arc-Fenstern ist gewissermassen Brennpunkt der Geschichte dieser Stadt: Orléans feiert jährlich vom 29.April bis zum 8.Mai mit grossen Son-et-Lumière-Festspielen die Befreiung der Stadt aus der englischen Belagerung im Jahr 1429. Die Legende um Jeanne d’Arc (Johanna von Orleans) wird heute  geschickt zu Marketingzwecken genutzt, schliesslich ein eindeutiger USP (unique selling proposition). Das tut der attraktiven Universitätsstadt aber keinen Abbruch und stiftet offensichtlich heute noch Identität: so jedenfalls im lebhaften Gespräch mit einer ganz und gar heutigen „Johanna von Orléans“, welche den kühlen Frühlings-Sonntag mit mehreren Gläsern vin blanc feiert, während wir auf dem Platz vor der Kathedrale unseren Kaffee schlürfen.

Die Radtour zum Parc Floral, einem prächtigen botanischen Garten vor den Toren der Stadt, lohnt das Suchen: wunderschöne Anlage mit grossen Spazierwegen rund um die Quelle des Loiret, einer Karst-Quelle mit rund 21 Metern Durchmesser. Aus diesem 8-Meter tiefen Quell-Topf, „le bouillon“ genannt, fliessen rund 1300m3 Wasser pro Sekunde. Mit nur gerade 12 Kilometern Länge ist er der kleinste Loire-Nebenfluss, der dazu noch einem ganzen Département seinen Namen lieh.

Übrigens: die kambodschanischen und indischen Restaurants in der Rue de Bourgogne können wir nur empfehlen. Auch in gastronomischer Hinsicht ein buntes Miteinander: die Stadt scheint ihre Multikulturalität zu geniessen …. und wir das feine Essen.

Woche 2 / 1. – 7.April 2019

Leider ist es noch zu unbeständig und zu kühl zum Paddeln auf der Loire. So fahren wir am Montag von Paray-le-Monial loire-abwärts in die Nähe von Diou. Die Landschaft ist nun weitgehend flach und von endloser Weite; zahllose Hecken, Streifen von Wildgehölzen und Wäldern gliedern die Landschaft. Etwas ausserhalb von Diou und unweit der heutigen Autobahn-Ausfahrt lassen wir uns auf eine weitere Überraschung ein: die Abbaye de Sept-Fons. Diese Abtei hat keine romanischen Zeugnisse zu bieten, ist statt dessen aber ein wieder belebter Ort klösterlichen Lebens und Arbeitens für rund 80 Mönche in der strengen Tradition der Trappisten. Hier gibt es keinen Zugang für Besucher, wohl aber einen Klosterladen, eine informative Foto-Ausstellung und einen sehr sehenswerten modern gestalteten Film (35′) über das spirituelle Leben und Arbeiten der Mönche von Sept-Fons. Eindrücklich, wie sich hier strenges Klosterleben und eine zeitgemässe Produktionsgemeinschaft (mit Rinderfarm, Getreideproduktion, eigener industrieller Mühle, Logistik und Hochregallager für eine umfangreiche Palette an Nahrungsergänzungs-Produkten auf Getreidebasis) vereinen.

Der benachbarte kleine Ort Diou stellt einen gut ausgestatteten Womo-Stellplatz direkt beim Freizeit-Gelände an der Loire kostenfrei zur Verfügung. Wir sind mit zwei andern Campern die einzigen Gäste in diesen eher kühlen Vorsaison-Tagen. Jederzeit empfehlenswert als Ausgangspunkt für Radtouren entlang des Canal latéral à la Loire oder für Kanutouren auf der Loire.

Am Dienstag fahren wir weiter nach Dezice (hier beginnt der Canal du Nivernais, welcher die Loire mit der Seine verbindet). Bei Nieselregen bietet der Ort, abgesehen von der sehr schönen Lage an Loire und Aron, nicht viel. Uns lockt ein weiterer schöner und naturnaher Stellplatz in der Gemeinde Imphy, unweit vor Nevers.

Weil der Platz passt, verbringen wir den Mittwoch als Bummeltag gleich hier: das unbeständige Wetter eignet sich bestens, um einen Martin-Walker-Krimi (mit dem liebenswerten comissaire Bruno in der üppigen Landschaft des Périgord) zu verschlingen. Ein Nebenprodukt dieses Tages: da es uns definitiv zu kalt ist für eine Loire-Tour im Kajak, entscheiden wir uns für einen spontanen Last-Minute-Workaway-Einsatz im Morvan-Gebiet.

Am Donnerstagmorgen erscheinen wir somit auf dem Hof von Anne-Marie, im total abgelegenen Weiler Vorroux völlig „in the middle of nowhere“. Endlose Weide-, Wald- und Hügel-Landschaft, durchsetzt von eindrücklichen einzelstehenden Eichen und zahllosen Hecken. Völlige Ruhe, Abgeschiedenheit, kein Strassenlärm, keine Flugzeuge, nächtlicher Sternenhimmel ohne jedes Fremdlicht. Hier helfen wir während dreier Tage als Allrounder kräftig mit: fünf Tonnen Schotter („gravier“) auf dem Vorplatz verteilen, Tischplatten für die Gartentische zimmern, Fundament-Löcher für einen Anbau-Unterstand graben und betonieren, Brennholz sägen, Garten jäten, Kissenüberzüge nähen und allerlei mehr. Sergej, ein 32-jähriger Russe, kam tags zuvor ebenfalls als Workawayer an. Anne-Marie ist gebürtige Holländerin, die aber schon über 10 Jahre hier im Morvan lebt und Gästezimmer anbietet. Somit eine multinationale Lebens- und Arbeits-Gemeinschaft für kurze Zeit. Die sehr spontane und gastfreundliche Art von Anne-Marie sowie die improvisierte, unkomplizierte und offene Atmosphäre schaffen die Basis für ein besonderes interkulturelles Erlebnis. Und es ist schön, wenn man sich auf diese Weise gegenseitig nützlich machen kann. Für uns ein aussergewöhnlicher „Stellplatz“ mit WLAN und Waschmaschine, mit gutem Essen und interessanten Gesprächen an der offenen Feuerstelle.

Am Sonntag machen wir uns auf nach Nevers, wo uns Marlis und Heinz für eine gemeinsame Radel-Kanu-Geniesser-Ferienzeit entlang der Loire erwarten. Auf dem Weg dorthin lassen wir uns einige Ausblicke auf den Canal du Nivernais nicht entgehen. Der nahegelegene Lac de Baye ist ein Stausee am Scheitelpunkt dieses Wasserscheiden-Kanals. Dieser See dient dazu, die beiderseitigen Schleusentreppen des Kanals mit Wasser zu versorgen. Was die Engländer erst im 20.Jahrhundert gebaut haben, besitzen die Franzosen schon längst: der Canal du Nivernais mit seinen Kanal-Tunnels und 64 Schleusen wurde im ausgehenden 18.Jahrhundert erbaut. Was sich die Kanalbau-Ingenieure da ausgedacht haben, mit Schiffen über Hunderte von Kilometern ganze Hügelzüge zu überwinden, mutet heute schon fast wahnwitzig an: staunenswert und eindrucksvoll ist es allemal. Zwar dient der Kanal nicht mehr der Brennholz-Flösserei aus dem Morvan nach Paris; die Freizeit-Gesellschaft des 21.Jahrhunderts nutzt den Kanal für Hausboot-Ferien und Radtouren auf gut ausgebauten Treidelpfaden. Zumindest Letzteres gibt durchaus auch warm ….

Woche 1 / 23.März bis 31.März 2019

Planmässig konnten wir unsere erste grössere Reise-Etappe am Samstag 23.März starten. Nach Abschiedsbesuchen in Steinach führte die erste Etappe nach Düdingen/FR. Wie schon zum Start unseres Familien-Reisejahres im Sommer 1991 verbrachten wir die letzten zwei Tage bei unserer Freundin Therese.

Am Sonntag führt uns der Spaziergang bei schönstem Frühlingswetter entlang der Saane (Sarine) zur Abbaye d‘ Hauterive. Welch stimmiger Ort zum Start in unsere nächste Lebensphase. Stille, Achtsamkeit und Dankbarkeit … für die uns geschenkte Zeit. Die Mönche im Kloster Hauterive zeigen auch Humor: geschnitzte eichene Zaunpfähle entlang des Spazierwegs zeigen originelle Gesichter, ganz aus dem Leben gegriffen.

Am Montag dann die Fahrt über die Grenze bei Vallorbe und weiter an die Seille westlich von Louhans. Mit Pausenhalt beim sehenswerten Felsenzirkus von Baume-les-Messieurs. „Auffrischen“ von Erinnerungen … bei heftig blasendem Nordwind. Dann die Ankunft bei Markus und Regula im Ferienhaus, wo uns definitiv der Frühling erwartet. Wild wachsende Schachbrett-Blumen am Ufer der Seille.

Am Dienstag besuchen wir das sehr schlichte romanische Kirchlein von Brancion. Rohe Form, Stein und Licht, erzeugen hier eine bergende Stille …. und ein Gefäss, in dem sich Klänge wie von selbst ausbreiten. Ein verhaltener Ton, ein leises Knurren, ein staunendes „Oh“ … entfalten sich fast schon zu Musik.
Überdies ein eindrucksvoller Aussichtspunkt in die Landschaft des Süd-Burgunds und gleichzeitig ein Blick aus der Zeit, zurück ins 12.Jahrhundert. Wer und hier schon alles gelebt haben mag und was hier schon alles geschehen ist?
Die kleine Siedlung auf dem Hügel ist in der Vorsaison noch komplett still. Gerade mal zwei Personen (die Wirtin der „Auberge du vieux Brancion“ und ihr Mann) wohnen hier noch ganzjährig. Ein stimmiger Ort für einen Weisswein im abendlichen Sonnenlicht.

Am Mittwoch verabschieden sich Markus und Regula und fahren zurück in die Schweiz. Wir dürfen uns für die Gastfreundschaft und den Stellplatz erkenntlich zeigen, indem wir in Huilly-sur-Seille noch etwas Gartenarbeiten erledigen; für uns eine besonders schöne Form des stillen Abschieds. Schliesslich ist die ZEIT ja neuerdings unser „Kapital“. Danach fahren wir via Tournus (sehenswerte Kathedrale St.Philibert) an die Lacs de Laives. Hoch über dem Ort Laives nochmals eine romanische Kirche St.Martin; stille Wege durch dicht mit dornigem Unterhloz bewachsenen Steineichen-Wald. Zu dieser Jahreszeit wirken alle Sträucher und Bäume noch aus ihrer eigentlichen Form: die Silhouette der Aeste ist noch nicht durch Blattwerk bedeckt. Gerade die freistehenden Eichen zeigen ganz besonders ihren Charakter.

Von Donnerstag bis Sonntag stehen wir auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände von St.Gengoux-le-National. Sensationell, was diese Weinbauern-Gemeinde aus der Stilllegung von Bahn und Bahnhof gemacht hat: die „Aire de Loisirs“ – das „Vergnügungsviertel“ gewissermassen – ist heute Sportplatz, Kinderspielplatz, Park und Freizeitgelände mit Kletterwand etc.. Der Parkplatz und WoMo-Stellplatz ist idealer Ausgangspunkt für die „Voie Verte“: denn wo einst eine einspurige Landbahn fuhr, ist das Trassee heute asphaltiert und eine ideale Piste für Velofahrer, Spaziergänger und Inline-SkaterInnen.

Am Freitag erkundeten wir die VoieVerte: mit dem Velo in südlicher Richtung, nach Cormatin und dann über liebliche Hügelzüge und weite Felder nach Chapaize. Auf den ersten Blick ein kleiner Weiler, eine Ansammlung von Bauernhäusern. An deren Rand eine umfriedete Parkanlage mit ein Landschloss. Mitten drinn in dieser Siedlung eine zunächst unscheinbare Kirche, von einem kleinen Friedhof umgeben. Die Bauweise aus rohen erdfarbenen Bruchsteinen lässt die gesamte Siedlung bescheiden und gleichförmig erscheinen. Der Schritt in die bergende Dunkelheit der Kirche gerät dann zur völligen Überraschung, überwältigendes Spiel von Raum und Licht. Der schlichte romanische Bau macht die Stille förmlich greifbar.

Am Samstag radle ich nochmals „voie verte“ auf der ehemaligen Bahnlinie durch das Tal der Grosne (ehemals von Macon via Cluny nach Chalon-sur-Saône). Diesmal bis Taizé: prägende Erinnerungen aus der Jugendzeit konnte ich hier nochmals auffrischen. Die ökumenische Gemeinschaft der „frères de Taizé“ zieht anscheinend auch heute noch Jugendliche aus der ganzen Welt an, welche sich von der Spiritualität dieses Ortes angesprochen fühlen. Für mich war’s damals in den siebziger Jahren ein „Tor zur Welt“; die „überraschende“ Entdeckung des Jugendlichen, dass es jenseits der Grenzen der kleinen Schweiz auch junge Menschen gibt, die zwar anders sprechen und trotzdem die gleichen Lebensfragen mit sich tragen. Konkret erfahrbare Internationalität der 70er-Jahre, als Handy, Internet und Social Media noch nicht existierten. Die riesigen Zeltlager in der Zeit um Ostern auf diesem Hügel, die vielen Gespräche in buntem Sprachgemisch, die Spaziergänge nach Ameugny, wo es diesen besonderen Geisskäse zu kaufen gab. Dazu ein Baguette und eine Flasche Rotwein und fertig ist die unvergessliche Runde auf der Kirchentreppe. Heute sind es die beiden kleinen und schlichten romanischen Dorfkirchen von Taizé und Ameugny, welche in ihrer zeitlosen Präsenz bei mir immer noch den stärksten Eindruck hinterlassen.

Am Sonntag wechseln wir die Szenerie. Ein Zwischenhalt in Cluny, jenem historisch prägenden Ort, in dem im Mittelalter die grösste Kirche und Klosteranlage Europas bzw. der damaligen Welt stand. Grösser gar als der Petersdom in Rom. Der prägende Einfluss und die Macht des cluniazensischen Benediktiner-Ordens war Ausgangspunkt vieler Klostergründungen im ganzen heutigen Europa. Schliesslich auch Ausgangspunkt für eine Gegenbewegung, der die Vermischung von Spiritualität und weltlicher Macht höchst suspekt war. In Rückbesinnung auf die spirituelle Grundhaltung entstanden neue Ordensgemeinschaften (Kartäuser, Trappisten), welche wieder handwerkliche Arbeit, Kontemplation, Brüderlichkeit und selbstgewählte Mittellosigkeit zum Ideal erhoben.

Wir wechseln anschliessend vom Tal der Saône und der Grosne bzw. vom südlichen Burgund ins Charolais, ins Einzugsgebiet der Loire. Das Charolais ist eine liebliche Weide-Hügel-Landschaft und die Heimat der weissen Charolais-Rinder.

Paray-le-Monial, die nächste Stadt mit einer bekannten romanischen Basilika, in wunderbarer Lage am Flüsschen Bourbince: die spiegelnde Wasserfläche ermöglicht ein einmaliges Foto-Sujet. Den Franzosen sei es einer der wichtigsten Pilgerorte überhaupt, auch heute noch. Tatsächlich erleben wir an diesem späten Sonntag-Nachmittag, wie „am laufenden Band“ Gruppierungen eintreffen, die hier nacheinander ihre religiösen Feiern abhalten; zu Fuss und mit Rucksäcken bepackt die Einen, Familien mit kleinen Kindern und Kinderwagen, traditionell gekleidete Gläubige und lateinische Gesänge bei den Andern.

Ganz in der Nähe hält dieses charmante Städtchen einen gut ausgestatteten Stellplatz für Wohnmobilisten bereit. Hervorragend geeignet als Ausgangspunkt für eine weitere Radtour auf einer „voie verte“, diesmal eine ehemaliger Treidelpfad entlang dem Canal du Centre. An dessen Ausgangspunkt in Digoin an der Loire beeindruckt der Pont Canal, eine wasserführende Trogbrücke, welche die Schiffe auf dem Canal du Centre über die Loire führt und dahinter in den Canal lateral à la Loire einbiegen lässt.