Ökodörfer – Lokale Lösungen für globale Probleme

Kosha Anja Joubert, Leila Dregger, Ökodörfer weltweit – Lokale Lösungen für globale Probleme, Verlag Neue Erde 2015

Im Januar 2020 habe ich mich in die Lektüre diesen wunderbar inspirierenden und Hoffnung stiftenden Buches vertieft, bin vielen Internetlinks gefolgt, habe zahlreiche Websites von Ökodörfern im deutschsprachigen Raum besucht und berührende Film-Ausschnitte gesehen. Es stimmt mich sehr zuversichtlich, dass solche Projekte, die in den Nach-68er-Jahren lange Zeit als utopische und zwielichtige Kommunen beargwöhnt wurden, sich mittlerweile zu sehr fundierten, ausgereiften und nachhaltigen Lebenskonzepten entwickelt haben.

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Die Kunst des guten Lebens (R.Dobelli)

Rolf Dobelli, Die Kunst des guten Lebens – 52 überraschende Wege zum Glück
ISBN 978-3-492-97807-1 / © Piper Verlag GmbH, München 2017

Dieses Buch – eine Kolumnen-Sammlung von Rolf Dobelli – hat mich sehr inspiriert. Es liest sich leicht, regt zu ungewohnten Perspektiven an und macht Mut, eigene Prioritäten für das Leben zu setzen. In seinen Anleihen an die Philosophiegeschichte streift es ähnliche Aspekte, wie bereits das Buch „Ich brauche nicht mehr“ von Ines Maria Eckermann. Während jenes dann nützliche und praktische Ableitungen für den persönlichen Alltag bereitstellt, geht Dobelli statt dessen in der Analyse der aktuellen gesellschaftlichen Phänomene weiter. Einige Abschnitte aus Dobellis Buch, die mich besonders angeregt haben, sind nachfolgend zitiert:

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So geht es nicht weiter, wenn es so weitergeht.

Für diesen Ausspruch habe ich keine eindeutige Autorenschaft gefunden. Vielleicht ist es einfach so, dass sich manchmal Erkenntnisse herausbilden und gewissermassen ins allgemeine Bewusstsein drängen, weil sie einfach „reif“ sind. Wohl in diesem Sinne nimmt Christoph Pfluger den Satz auch auf in seinem Buch „Strategie der friedlichen Umwälzung – eine Antwort auf die Machtfrage“, welches diesen Oktober 2019 in der edition Zeitpunkt erschienen ist.
So geht es nicht weiter, wenn es so weitergeht. Beim Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr und auf die gesellschaftliche Dynamiken, die sich zuweilen still und zuweilen lautstark manifestiert hatten, dämmert Vielen von uns diese Erkenntnis. In meinem mehrheitlich sozial-ökologisch orientierten Bekanntenkreis keine absolute Neuigkeit. Was mich jedoch erstaunt: Während der letzten drei Tage bin ich gleich auf drei Personen gestossen, von denen ich diesen Satz nicht in solcher Klarheit erwartet hätte.

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Chronisch fabelhaft

Ein Titel der aufhorchen lässt, der gwundrig macht, gell ….
Unter diesem Titel führt Samira Mousa ihren sehr gehaltvollen Blog von der Kategorie „unbedingt mal reinschauen, sich vertiefen, sich anregen und inspirieren lassen“. Unsere Tochter hat mich auf die zwei Bücher aufmerksam gemacht, zwei Bücher die man nicht mehr aus der Hand legen möchte bis man sie ausgelesen hat: spannend, berührend, ermutigend. „und morgen Santiago – Auf dem Jakobsweg zu mehr Zuversicht und Glück … mit multipler Sklerose“ heisst das erste Buch, „und morgen die Welt – wie ich einen Schicksalsschlag in das grösste Abenteuer meines Lebens verwandelte“ das zweite Buch. Nun erschliesst sich auch, weshalb von „chronisch“ die Rede ist: die junge Berlinerin Samira Mousa wurde 2013 im Alter von dreiundzwanzig Jahren mit der Diagnose MS konfrontiert. Sie schreibt mit lockerer Feder gegen diese Krankheit an oder vielmehr … sie erzählt mit ehrlicher und positiver Energie, wie sie gerade durch diese chronische Krankheit zu ihren Ressourcen gefunden hat. Heute verbindet sie ihr Talent zum Schreiben und ihren Hang zum Unkonventionellen mit ihrer Entdeckungsfreude und ihrer Lust zu einem nomadischen Lebensstil.

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Zum Beispiel Adrano

Adrano ist eine eine gut 36’000 Einwohner zählende Stadt an der Südwestflanke des Aetna. Zusammen mit 8 weiteren Gemeinden hat sie Anteil an der Spitze des Aetna – in radialer Anordnung wie ein Tortenstück. Am Ufer des Simeto, eines in das Vulkangestein eingegrabenen Flusses, zeugt die Ponte dei Saraceni von der frühen Besiedelung dieser äusserst fruchtbaren Gegend. Jedoch sind schon Griechen und Römer vorausgegangen … und die Sarazenen ihrerseits seien im 11.Jahrhundert in ganz Süditalien durch die Normannen (daher das hiesige Castello Normanno) verdrängt worden. Später folgten die Kirchen und Klöster; der grosszügige und harmonische Bau des Monastero e della Chiesa Santa Lucia, deren Fassade in Lavastein und Marmor eine lichte Wirkung erzielt, dominiert die Stadt-Ansicht. Solche und weitere Auskünfte erhielten wir von Cavaliere Nicolo Moschitta, dem Präsidenten der örtlichen Tourismusvereinigung Pro Loco Adrano, nachdem wir dieses unscheinbare Büro überhaupt erst erspäht hatten.

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Woche 7 / 6. – 12.Mai 2019

Im Rückblick betrachtet könnte man wohl sagen, diese Woche habe unserer Selbst-Vergewisserung gedient. Wir haben den Workaway-Einsatz im Petit Thouars abgeschlossen und uns wieder auf den Weg gemacht. Jeweils zwei Nächte am selben Platz zu stehen, hat sich gewissermassen als unser natürlicher Rhythmus etabliert: 2x auf dem Stellplatz in Turquant, 2x auf dem Camping municipal von Doué-la-Fontaine und 2x auf dem Camping von Montreuil-Bellay. Das gibt Abwechslung und gleichzeitig eine minimale Kontinuität, ausreichend Zeit zum Blog nachführen, gemütliches Kennenlernen neuer Gegenden …. und sogar ein Coiffeurbesuch lag drinn.

Man möchte meinen, wir seien dauernd auf Achse. Die Verschiebungen in dieser Woche waren hingegen sehr überschaubar: zuerst 16km von St.Germain nach Turquant, dann 27km von Turquant nach Doué und schliesslich 18 km von Doué nach Montreuil. Nicht mal halb so viele Kilometer, wie wenn wir jeweils von Trogen nach St.Gallen zur Arbeit gefahren sind. Und wenn man die bisherigen Kilometer betrachtet: 1750km seit unserer Abfahrt in Trogen am 23.März 2019, so macht dies in knapp sieben Wochen rund 250km pro Woche. Also völlig im normalen Schnitt unserer bisherigen Lebensweise bzw. eher noch weniger km-Leistung.

Beim Blick in die Bord-Buchhaltung ist sofort klar, dass wir mit unserem bisherigen Reisekonzept sehr günstig durchkommen. Bei CHF 1500.- in knapp sieben Wochen entspricht dies gut CHF 200.- pro Woche und somit ca. CHF 30.- pro Tag. Dass wir uns noch einige Flaschen Wein als Naturalie dazu verdient haben, ist noch nicht eingerechnet.

Am Wichtigsten jedoch die emotionale Buchhaltung: hätten wir Striche an die Decke gemalt bei jedem dankbaren, bestätigenden, zufriedenen Jauchzer oder Seufzer in dieser Woche, wir hätten damit wohl schon eine ganze Jass-Tafel gefüllt. Immer wieder kurze Momente der gegenseitigen Bestätigung: ja, wir haben es gut, es ist uns äusserst wohl mit diesem Reisekonzept, spannend und abwechslungsreich, überhaupt nicht langweilig, und unsere kleine eigene Höhle im Campscout-Revolution ist uns immer wieder wohlig-warme Heimat. Die zahlreichen zu-fälligen Begegnungen sind intensiv und herzerwärmend; und wir stellen fest, dass unsere Kommunikation mit den Lieben zuhause nicht weniger ist wie wenn wir eine normale Arbeitswoche absolvierten: mit WhatsApp-Mitteilungen, E-Mails, Postcards und zeitweiligen Telefonaten bleiben wir in Kontakt. Einfach „sauschööön“ … wie es schon im Blog von Lorenz Becker immer wieder tönte; ich kann das nur bestätigen.

Die Besichtigungen und Begebenheiten dieser Woche sind in einzelnen thematischen Blog-Beiträgen (Rochmeunier; Champignonnière; Excursion St.Nicolas; klein aber fein; Mystère des Faluns) dokumentiert und werden deshalb hier nicht erneut erwähnt.

Der Mittwoch 8.Mai war nationaler Feiertag in Frankreich: in Erinnerung an das Ende des zweiten Weltkriegs. Gut, gibt es diese Tradition gegen das Vergessen immer noch, wenn auch zuweilen mit viel Uniform und militärischen Ehren zelebriert. In den kleineren Gemeinden scheint dies aber recht bodenständig und persönlich abzulaufen, näher an den wirklichen Sorgen und Fragen der kleinen Leute. Und es fällt uns auf, dass auch im Radio in diesen Tagen viel reflektiert wird über den – zunehmend bedrohten – Frieden in Europa und über die Notwendigkeit eines eigentlichen europäischen Friedens-Ministeriums. 

Unser Highlight der Woche: am 8.Mai sind wir auf der Strasse einem ganz besonderen Gefährt begegnet – Fahrenden der bewussten Art. Ein Planwagen, liebevoll gezimmert und mit vielen kleinen Details ausstaffiert, gemächlich gezogen von zwei Acker-Gäulen, begleitet von einem jungen Paar – tanzend und singend neben dem Wagen hergehend, auf dem Kutschbock ein Mädchen mit Wuschelkopf und dunklen Augen, Fenster mit Vorhängen und Blumenkistchen am Fensterbrett, am Wagenende sind drei Boxen befestigt in denen je eine Henne auf sauberem Heu sitzt und zufrieden in die Welt blickt … und gackert, zuhinterst ein Anhänger mit Futter, Wasserfass und Veloständer. Diesem Gefährt bzw. dieser Familie gilt der erstmals zu verleihende „europäische Preis für nachhaltiges Reisen“ ohne Zweifel! Dass damit auch Freundlichkeit und Friede in die Welt kommt, ist offensichtlich. Vielleicht eine Neu-Interpretation von „Maria und Josef mit Jésuine“?