Süditalien 2019 – Wochenbericht 4

Sonntag der 3.November war unser letzter Lese-Tag in Ali. Da es um diese Jahreszeit bereits sehr früh dunkel wird, wurde durchgearbeitet bis 16 Uhr. Dann das zwar späte aber umso üppigere Mittagessen: Pizza da Franco aus dem eigenen Holzofen, Arancini da Carmela, Tiramisu da Cecilia. Wunderbar und typisch sizilianisch. In dieser herzlichen Atmosphäre kommen uns in letzter Minute wieder Zweifel hoch: sollen wir nun weiterfahren – oder ein paar weitere Tage bleiben? Schliesslich fahren wir wie geplant nach Furci ins Studio, waschen unsere Wäsche bis nach Mitternacht, telefonieren mit einer Freundin in der Schweiz und Plaudern beim Limoncello mit Gioia, der anderen Workawayerin aus Kopenhagen. Anderntags Packen, Aufräumen, 5L „eigenes Öl“ einpacken, Café und Dolce geniessen und dann geht’s weiter nach Messina und mit der Fähre nach Villa S.Giovanni. Gioia ist bis dahin noch mit uns unterwegs; eine schöne Gelegenheit zum gemeinsamen Rückblick. Danach trennen sich unsere Wege und wir fahren weiter nach Scilla, dort wo Odysseus der Sage nach einem Meeresungeheuer getrotzt und eine weitere Prüfung bestanden haben soll, und dann nach Joppolo. Bei aufkommendem stürmischem Westwind übernachten wir auf einem einsamen Parkplatz direkt oberhalb der tosenden Brandung. Uns hat das Meeresungeheuer jedenfalls in Ruhe gelassen.

„Süditalien 2019 – Wochenbericht 4“ weiterlesen

Sizilien 2019: Wochenbericht 3 – in der Olivenernte

Unser Workaway-Einsatz in Furci Siculo bzw. im Olivenhain in Ali beginnt mit einigen Ruhetagen, da unsere Hosts – die drei Brüder Filippo (46), Sebastiano (44) und Danilo (27) unter der Woche noch anderen Erwerbstätigkeiten nachgehen und sich die Erntetage aufs Wochenende konzentrieren. Ein gemütliches Akklimatisieren also hier an der Ostküste Siziliens. Wie üblich muss ich zuerst die Gegend erkunden, mache einen Spaziergang am Meer während Renata die Wäsche erledigt und uns häuslich einrichtet. Traditionelle Rollenverteilung (-;). Nachmittags fahre ich mit dem E-Bike zum ausgesetzten und malerischen Bergdorf Savoca hoch und via Rina zurück nach Santa Teresa di Riva und Furci Siculo.
Den nächsten Tag nutzen wir für einen Ausflug mit dem öffentlichen Bus nach Taormina. Schon die Hinfahrt mit dem spektakulären Abstecher über zig Serpentinen hinauf nach Forza d’Agro lohnt die Reise. Ein Höhepunkt ist dann aber auch der Besuch von Taormina und dessen berühmtem Amphitheater aus griechischer Zeit. Hier erhaschen wir am Morgen die ersten Blicke auf den Aetna vor faszinierender und geschichtsträchtiger Kulisse. Wieder zurück in Furci Siculo lachen uns die ersten gebratenen Marroni ins Gesicht – das ist Herbstbeginn.

„Sizilien 2019: Wochenbericht 3 – in der Olivenernte“ weiterlesen

Wissenswertes und Nachdenkliches zur Olivenproduktion in Europa

Hochachtung gebührt den coltivatori della domenica
Im locker-informativen Lesebuch von Dorothea Löcker (Lesereise Kulinarium Italien, Oliven, Wein und jede Menge Pasta, Picus-Verlag Wien, 2011) schlage ich das Kapitel „Oliven und Meer – die wichtigste Jahreszeit an der ligurischen Küste“ auf. Nebst landwirtschaftlichen, gastronomischen und kulturellen Informationen sind hier auch kritische Perspektiven auf die EU-Landwirtschaftspolitik herauszulesen. Tatsächlich wird die Differenz zwischen einem rational-technokratischen bzw. bürokratischen Effizienz-Denken einerseits und der naturgegeben arbeitsintensiven Olivenproduktion anderseits besonders drastisch sichtbar. Leidenschaftliche ligurische Olivenöl-Produzenten beklagen die mangelnde politische Unterstützung des Olivenanbaus, die bürokratischen Hürden und die ausbleibende Wertschätzung dieser Jahrhunderte alten Kultur.

„Wissenswertes und Nachdenkliches zur Olivenproduktion in Europa“ weiterlesen

„unter Strom“ – auf Stromboli

Die drei Tage „Kurzferien“ – als Unterbruch zu unserem Einsatz in der Olivenernte in Ali – führten uns auf die äolischen Inseln. Am Montagabend haben wir bis in die Dunkelheit geerntet und Aeste verbrannt; danach fuhren wir noch nach Milazzo. Trotz anderweitiger Angaben hatte der offizielle Stellplatz (und Parkplatz für Insel-Besucher) um 20.30 Uhr bereits dicht gemacht; uns blieb nur, den Camper am Strandparkplatz auf der anderen Seite der Halbinsel abzustellen. Der Tipp aus der Park4night-App hat sich gelohnt: wir übernachteten sehr ruhig, waren am andern Morgen in 15 Fussminuten beim Fähranleger … und fanden am übernächsten Abend den Camper auch wieder unversehrt vor. Per Tragflügelboot ging’s um 7.30 Uhr in Milazzo los nach Stromboli, entlang der äolischen Insel-Perlenkette Vulcano, Lipari, Salina und Panarea.

„„unter Strom“ – auf Stromboli“ weiterlesen

Aetna – Etna – Mongibello

„Der Ätna (italienisch Etna oder auch Mongibello) ist mit rund 3323 Metern über dem Meeresspiegel der höchste aktive Vulkan Europas. Er liegt auf der italienischen Insel Sizilien zwischen Catania und Messina. Am 21. Juni 2013 hat die UNESCO den Ätna in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen.“ Was Wikipedia so nüchtern umschreibt, wird für uns zu einem ganz besonderen Erlebnis zwischen zwei Olivenernte-Wochen.

„Aetna – Etna – Mongibello“ weiterlesen

Zum Beispiel Adrano

Adrano ist eine eine gut 36’000 Einwohner zählende Stadt an der Südwestflanke des Aetna. Zusammen mit 8 weiteren Gemeinden hat sie Anteil an der Spitze des Aetna – in radialer Anordnung wie ein Tortenstück. Am Ufer des Simeto, eines in das Vulkangestein eingegrabenen Flusses, zeugt die Ponte dei Saraceni von der frühen Besiedelung dieser äusserst fruchtbaren Gegend. Jedoch sind schon Griechen und Römer vorausgegangen … und die Sarazenen ihrerseits seien im 11.Jahrhundert in ganz Süditalien durch die Normannen (daher das hiesige Castello Normanno) verdrängt worden. Später folgten die Kirchen und Klöster; der grosszügige und harmonische Bau des Monastero e della Chiesa Santa Lucia, deren Fassade in Lavastein und Marmor eine lichte Wirkung erzielt, dominiert die Stadt-Ansicht. Solche und weitere Auskünfte erhielten wir von Cavaliere Nicolo Moschitta, dem Präsidenten der örtlichen Tourismusvereinigung Pro Loco Adrano, nachdem wir dieses unscheinbare Büro überhaupt erst erspäht hatten.

„Zum Beispiel Adrano“ weiterlesen