Weite Wege wandern – Christine Thürmer

„Corona“ hat uns bewogen, frühzeitig aus Süditalien nach Hause zu fahren, gewissermassen ins Winterquartier. Da kommen mir die Bücher von Christine Thürmer mehr als gelegen. Unterhaltsame Lektüre, ein spannendes und beeindruckendes Lebenskonzept und eine wunderbare Inspirationsquelle. Direkt, bodenständig, ungeschminkt, humorvoll, natürlich …. Adjektive die sowohl die Sprache als bestimmt auch die Autorin auszeichnen.

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Im Fallen lernt die Feder fliegen – Usama al Shahmani

Gerade wollte ich schreiben „Lesegenuss pur“. Im selben Moment stockt etwas: kann eine Geschichte, die Satz um Satz berührt und betroffen macht, Genuss bereiten? Darf sie das? Oder genauer: erlaube ich mir, solches genussvoll zu lesen – bei all der Härte und Tragik, der Zerrissenheit und Entwurzelung, welche Migrationsschicksale zeichnet? Hier wirkt beides gleichzeitig, berauschend zu lesen und berührend im Nachempfinden. Untrennbar wie die zwei Seiten einer Medaille. Eine sprachliche Subtilität und Bildkraft (nein, nicht ‚Bildgewalt‘, wenn dies auch ein gebräuchlicher Begriff ist), die offenbar untrennbar mit der irakischen Kultur verbunden ist. Ein Bilder- und Nuancen-Reichtum, der packt … und beinahe sprachlos macht. Zwei leise und bescheidene Bücher nach Aussen, mit feingliedrig-orientalischer Farb- und Klangfülle im Innern. Ich kann gar nicht anders als mir den Autor mit ebensolchen charakterlichen Eigenschaften vorzustellen. So geht „Begegnung der Kulturen“, die schliesslich – und hoffentlich – beide Seiten bereichert. Feinfühligkeit, Achtung und Respekt sind dann die Eigenschaften, die daraus hervorgehen …. und die unsere gesellschaftliche und globale Situation so dringend braucht. Ich bin sehr dankbar um diese beiden Bücher.

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Das Gewicht der Worte – der neue Roman von Pascal Mercier

Das Gewicht der Worte

Wieder mal fasziniert am Lesen. Tatsächlich, Worte haben Gewicht. Worte schaffen Wirklichkeit. Worte erzeugen Lebenswelten. „Am Anfang war das Wort“ – dieses biblische Diktum wird in Merciers Roman leibhaftig spürbar. Das Buch macht Lust, sich den eigenen Lebensrahmen in Worten neu abzustecken, die eigenen Lebensräume verbal neu einzurichten … und die eigene Zukunft neu zu schreiben. Was könnte Literatur denn Besseres bieten als eben diesen Impuls.

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Süditalien 2020 – Wochenbericht 5 bis 7

Genau einen Monat dauerte unser Workaway-Einsatz bei Antonio, vom 14.Oktober bis zum 14.November. Alles in allem eine sehr aktive Zeit mitten im Nirgendwo der apulischen Ebene. Antonio’s Hof „frutta e verdura – grappone piccolo“ bot uns reichlich Platz und Wirkungsmöglichkeiten. Und je mehr die corona-Meldungen um sich griffen, desto dankbarer fühlten wir uns in dieser geschützten kleinen Welt.

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Das Geheimnis der Saz – ein bezaubernder Roadmovie über eines der ältesten Musikinstrumente

Theresia, unsere Workaway-Kollegin in Apulien, hat uns auf einen aussergewöhnlich schönen Film aufmerksam gemacht. Ihre Nachbarin in einem Berliner Kiez hütet das Kind einer Musikerin und bei einem Gartenfest begegnet sie dieser Musikerin. Und jetzt unsere Begegnung mit Theresia in Apulien, bei der wir das gemeinsame Interesse an Reisen, interkulturellen Begegnungen und traditioneller Musik entdecken. Der Anstoss zu einem sehr schönen Apéro-Cinéma-Abend in der Workaway-Küche.

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Es regnet Schrot auf’s Autodach: Vogeljagd!

Würde ja gerne nur schwärmen und positiv berichten – von einem pittoresken Italien voller Üppigkeit, Lebensfreude und kulinarischer Genüsse. Geht nicht: zu viele Widersprüchlichkeiten, die uns derzeit herausfordern. Von weit verbreiteter Unorganisiertheit und vom allgegenwärtigen Dreck brauche ich nicht mehr zu schreiben. Deshalb diesmal ein für uns gänzlich neues und nicht weniger irritierendes Thema: Frühmorgens, vor und während des Sonnenaufgangs, ein wiederholtes Knallen. Mal näher beim Hof, mal über dem Gemüsegarten oder überm Olivenhain. Manchmal auch tagsüber oder kurz vor Sonnenuntergang.

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Ob die Idylle trügt? – heutiges Leben in Italien

Schon letztes Jahr hatte ich mir Gedanken gemacht über die heutigen Lebensbedingungen in Italien. Zu offensichtlich, dass Italien nicht einfach mehr das Sehnsuchtsland von früher ist, welches vor allen Dingen Lebensfreude und Herzlichkeit, Pasta und Gelati, Kunstsinn und üppige Natur in sich vereint. Auch in Italien sind neoliberales Profitdenken und globalisierter Konsumwahn angekommen. Das italienische Naturell macht es dabei nicht einfacher: Roberto Saviano geht dem auf den Grund im Buch „Erklär mir Italien“ (mein Blogbeitrag vom 18.9.2019).

Im Workaway-Einsatz bei Antonio erleben wir direkt und authentisch, was es heisst von „struktureller Armut“ betroffen zu sein.

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