Auf ins nächste Jahrzehnt

Glückwünsche:
Dass du dir glückst.
Dass dir das glück anderer glücke.
Dass durch dich
Ein oder zwei menschen
Besser sich glücken.
Dass das glück dich nicht blende
Für das unglück anderer.
Dass du dir glückst
Auch im unglück.
Dass eine welt werde,
wo zusammen mit dir
viele sich glücken können.
(Kurt Marti, Berner Theologe und Schriftsteller, 1921-2017)

Mich überrascht und beeindruckt an diesem Gedicht, wie Marti das Glück in die Hände nimmt, das eher statische Substantiv in ein Verb umformt und erst noch in ein reflexives. Für das Glück muss mensch etwas tun … und sei dies bloss, den Blickwinkel zu ändern. Nun liesse sich entgegnen, dass eine solche Aussage zynisch sei angesichts unzähliger Menschen, die auf der Flucht oder von Naturkatastrophen betroffen sind. Ja, doch gibt es nicht gerade besonders beeindruckende Zeugnisse von Menschen, die sich trotz widrigster Umstände ihr persönliches Glück, ihre Würde und Selbstachtung nicht nehmen liessen? Davon zeugt etwa das Neujahrsgedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, welches Dietrich Bonhoeffer im KZ verfasst hatte.

In diesem Sinne: Glücke Dich, das wünsch‘ ich Dir für 2020. Und meinerseits hoffe ich, es möge mir glücken, im kommenden Jahr am einen oder andern Ort, in der einen oder andern Begegnung einen klenen Beitrag zu leisten, dass andere sich glücken können.

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